Die 18fache Form des Taiji-Qigong
Shíbāshì
Die 18fache Methode des Taiji-Qigong ist auf Lin Housheng (geb. 16.09.1939), Professor an der Sportuniversität Shanghai, zurückzuführen. Er ist Autor des ersten Qigong Buches, das nach der Kulturrevolution wieder veröffentlicht wurde. Nach dieser langen und brutalen Phase der Verfolgung und Vernichtung gelang es ihm Qigong im Rahmen der Gesundheitsförderung und medizinischen Anwendung an Universitäten wieder salonfähig zu machen.
Die 18fache Methode des Taiji-Qigong wurde im deutschsprachigen Raum vor allem durch Dr. Josephine Zöller bekannt. Sie gilt in Deutschland als Pionierin in Sachen Qigong. Eine Ihrer Schülerinnen war Dr. Barbara Schmid-Neuhaus, von der auch ich noch in dieser Methode unterrichtet wurde. Die 18fache Form des Taiji-Qigong (v.a. der erste Übungssatz) zählt heute wohl weltweit zu den bekanntesten und verbreitetsten Qigong Übungsformen. Weniger verbreitet sind die weiteren sieben Übungssätze, mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden.
Dieses Übungssystem zeichnet sich durch den wohltuenden Effekt auf Gelenke, Muskeln, Sehnen, Bänder und die Wirbelsäule aus, weshalb es auch gelegentlich als „Gelenk-Qigong“ bezeichnet wird. Nicht zu leugnen ist auch die Wirkung auf die inneren Organe und das psychische Wohlbefinden:
- Stressmanagement: Die Konzentration auf Atmung und Bewegung hilft, den Geist zu beruhigen und Stress abzubauen.
- Verbessertes Gleichgewicht und Koordination: Die Übungen helfen, die Propriozeption (Körperwahrnehmung) und die allgemeine Koordination zu verbessern.
- Erhöhte Flexibilität: Die sanften Bewegungen helfen, die Flexibilität und den Bewegungsumfang zu verbessern.
- Verbessertes Wohlbefinden: Shibashi kann Entspannung fördern, die Schlafqualität verbessern und das Immunsystem stärken.
Die Übungen sind leicht erlernbar und zeichnen sich durch die Vielfalt in der Bewegungsstruktur aus. Aus diesem Grund ist die 18fache Methode der Übung auch Bestandteil der Qigong-Kursleiter Ausbildung.
Die 15 Ausdrucksformen des Taiji-Qigong nach Prof. Jiao Guorui
Eine Verwandschaft zum Shíbāshì lassen die 15 Ausdrucksformen des Taiji-Qigong erkennen. Prof. Jiao Guorui unterstrich die medizinische Wirksamkeit seiner Übungsreihe, die er in vielen Jahren klinischer Arbeit ausführlich dokumentierte. Er machte diese Übungsreihe während seiner Auslandsaufenthalte ab 1984 auch in Deutschland bekannt. Auch nach seinem Tod am 6. August 1997 in Beijing erfreut sich die Methode noch immer großer Beliebtheit.
Er verweist in seinem Buch zur Übungsreihe, dass die Wurzeln bis in die Tang-Dynastie (618 – 907 v.Chr.) zurückreichen. Xu Xuan Ping überlieferte aus dieser Zeit die „13 Ausdrucksformen der Taiji-Pfahl-Übungen“, die er als Urform der heutigen Übungsreihe ansieht. Er verband die „8 angeborenen, naturgegebenen Ausdrucksformen“ (Xiantian Ba Shi) mit den Inneren Übungen (Nei Gong) und entwickelte daraus die genannten 13 Ausdrucksformen der Taiji-Pfahl-Übungen. Im Jahr 1961 entwickelte Jiao durch intensive Recherchen und Auswertungen die 15 Ausdrucksformen. Seine Erkenntnisse der TCM im Rahmen der klinischen Arbeit flossen ebenso mit in die Entwicklung ein.
Die Übungsreihe beinhaltet Vorstellungsbilder aus der Natur und dem Tierreich, es werden aber auch die Grundprinzipien des Übens mit einbezogen. Der Ausgleich von Yin und Yang (taiji) wird bereits explizit im Namen hervorgehoben. Die Bewegungen beinhalten eine große Vielfalt von Bewegungsmustern: Steigen und Sinken, Öffnen und Schließen, spiralige Bewegungen, symmetrische Bewegungen, Ausgleich von Yin und Yang, verschiedene Schritte und Kraftqualitäten.
Die fünfzehn Ausdrucksformen sind deshalb besonders gut für den Einstieg in die Qigong Praxis geeignet. Die Übungen verdeutlichen eine große Bandbreite der wichtigen Qigong Grundlagen. Prof. Jiao Guorui, der auch als Arzt in Kliniken arbeitete, wendete die Übungen vor allem bei folgenden Beschwerden an:
- Blutdruckbeschwerden (Qigong wirkt regulierend auf hohen und niederen Blutdruck)
- Herzerkrankungen (funktionelle Störungen)
- depressive Verstimmungen
- Schlafstörungen, Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen
- Gedächtnisschwäche und Konzentrationsstörungen
- Schwindel und Tinitus
- Menstruationsbeschwerden und Wechseljahrsbeschwerden
- chronische Bronchitis und Asthma
- Atembeschwerden bei chronischen Lungenerkrankungen (wie z.B. Lungenemphysen und Lungenfibrose)
- chronische Verdauungsstörungen, chronische Verstopfungen
- nervöse Magen-Darm-Beschwerden und Magengeschwüre
- Organsenkung
- chronische Leberentzündungen
- rheumatische Beschwerden
- Muskel- und Gelenkserkrankungen
- Bewegungseinschränkungen
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